Neues Brandschutzkonzept steht - Stuttgarter Fernsehturm kann nach kleinem Umbau wieder eröffnet werden

Stuttgart Seit über einem Jahr ist der Stuttgarter Fernsehturm, eines der Wahrzeichen der Stadt und der erste Fernsehturm der Welt, für den Besucherverkehr geschlossen. Der derzeitige Zustand entspräche nicht den aktuellen Brandschutzbestimmungen, begründete Oberbürgermeister Kuhn (Grüne) vor einem Jahr die Schließung. Seither wird fieberhaft nach einer Möglichkeit gesucht, dieses historische Wahrzeichen der Ingenieursbaukunst in Deutschland wieder für Besucher zu öffnen.

Da die Erstellung und Umsetzung eines neuen Brandschutzkonzepts zu kostspielig werden würde, einigten sich die CDU-, SPD- und FDP-Fraktionen im Gemeinderat auf die brilliante Idee, ein bestehendes, absolut unfehlbares Brandschutzkonzept für den Fernsehturm zu recyceln. Man müsse dazu am Fernsehturm lediglich die Fluchtwege verschmälern und den Turm komplett unter die Erde verlagern. "Das Brandschutzkonzept vom neuen Hauptbahnhof zu verwenden ist ein genialer Schachzug", freut sich Gottlieb Häberle, der für die CDU im Gemeinderat sitzt und die Idee einbrachte. "Darauf hat mich mein Freund Max gebracht, der ist Unternehmer und hat eine Tunnel- und Schachtbaufirma", erklärt Häberle.

Experten warnen jedoch davor, ein Brandschutzkonzept, das für ein anderes Objekt erstellt wurde, einfach zu übernehmen, da jedes Gebäude andere Topologien aufweise. Der Gemeinderat widersprach jedoch, schließlich bestünden zahlreiche Analogien. So seien beide Gebäude beispielsweise nach der Fertigstellung über doppelt so teuer geworden.

Die Fraktionen der Grünen und der SÖS sind erwartungsgemäß gegen diese Umbaumaßnahmen. Da die Sachargumente jedoch überwiegend für diesen Umbau sprechen und in der Region eine übersteigerte Vorliebe für unterirdische Bauwerke bestehe, werde man die Umbaumaßnahmen noch in diesem Sommer angehen.

Als Alternative wäre auch denkbar gewesen, den Turm nur so weit einzugraben, dass die Aussichtsplatform ebenerdig und barrierefrei zu begehen ist. Der Aussichtspunkt könnte dann von allen Seiten bequem evakuiert werden, ohne auf Fluchttreppen oder -leitern angewiesen zu sein. Die Idee wurde aber schnell wieder verworfen. "Keine halben Sachen! Entweder machen wir es richtig oder gar nicht", erklärt Häberle. So eine hemdsärmelige Lösung sei einer Landeshauptstadt nicht würdig. Man sei sich zwar bewusst, dass ein im Erdreich liegender Aussichtskorb etwas weniger Fernsicht bieten wird als die bestehende Aussichtsplattform in 150m Höhe, doch seien die Besucher sicher bereit, kleine Einschränkungen in Kauf zu nehmen, wenn dafür die Sicherheit signifikant erhöht werden kann. rm

Foto: © Frank Oschatz / pixelio.de

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